Was passiert, wenn…: Den Toilettengang hinauszögern – warum wir den Urin nicht zu lange halten sollten

Die Blase drückt, aber der Toilettengang ist gerade nicht möglich. Das muss nicht gleich in die Hose gehen, schließlich können wir unseren Harndrang kontrollieren und das Wasserlassen hinauszögern. Regelmäßig sollten wir das aber trotzdem nicht machen.

Was muss, das muss. Gerade wenn die Blase drückt, hat Mensch wenig Spielraum. Wir können den Toilettengang zwar hinauszögern, die Oberschenkel etwas fester zusammenpressen, irgendwann aber muss der Urin raus – und zwar am besten nicht erst, wenn man ihn kaum noch halten kann. Denn auf Dauer bewirkt das ständige Hinauszögern des Wasserlassens im Zweifel genau das, was man zu vermeiden sucht: den Kontrollverlust über den Harndrang. 

Dass wir den Urin überhaupt zurückhalten können, ist eine Kompetenz, die wir uns hart erarbeiten müssen. Denn Kinder urinieren unbewusst, bis ihnen die Kontrolle über die Blase antrainiert wird und sie gelernt haben, dem Drang nicht direkt nachzugeben. Statt wie Babys den Urin reflexhaft einfach laufen zu lassen, nutzen wir unsere Muskulatur, um die Blase zu verschließen und damit den Urin möglichst so lange zu speichern, bis ein kontrolliertes Entleeren möglich ist. Unendlich kann man das Urinieren aber nicht hinauszögern.Das passiert, wenn wir eine Nacht nicht schlafen   23.13

Frauen müssen öfter aufs Klo als Männer

Normalerweise wird die Blase tagsüber zwischen vier und sieben Mal entleert. Frauen müssen etwas häufiger urinieren als Männer. Das hat anatomische Gründe. Im Körper der Frau ist weniger Platz, da auch die Gebärmutter im Bauchraum Platz beansprucht. Das Fassungsvermögen der Blase umfasst bei Frauen in der Regel etwa 250 bis 500 Milliliter, bei Männern etwa 350 bis 550 Milliliter. 

Müssen wir aufs Klo, melden sogenannte Dehnungssensoren, die sich in der Blasenwand befinden, das durchs Rückenmark ins Gehirn. Der Harndrang setzt, lange bevor die Maximalfüllmenge erreicht ist, ein. Bei Frauen geschieht das etwa ab einer Füllmenge von 150 bis 250 Milliliter, bei Männern ab 250 bis 500 Milliliter. Der Körper hat also einen natürlichen Puffer eingebaut. Was passiert, wenn ich aufhöre zu rauchen 0622

Toilettengang nicht möglich – kann die Blase platzen?

Werde die Blase zu voll, funktioniere das wie ein Überlaufsystem, so Wolfgang Bühmann vom Berufsverband Deutscher Urologen im Gespräch mit der Welt. Wird der Druck zu groß, rette sich das Organ selbstständig und die Blasenausgänge öffnen sich. „Im absoluten Notfall macht die Blase den Schließmuskel auf und man macht in die Hose“, erklärt Bühmann. Ein Platzen der Blase ist also nahezu unmöglich. Nahezu. Denn es ist schon vorgekommen, allerdings immer im Zusammenhang mit weiteren Einflussfaktoren wie Stürzen oder Schlägen.

Schlau ist es dennoch nicht, die Blase über Gebühr zu strapazieren – vor allem, wenn es regelmäßig passiert. Wird der Urin ständig zu lange eingehalten, weitet sich die Blase. Einerseits kann sie dadurch immer mehr Urin sammeln, andererseits bekommt das Gehirn zunehmend Schwierigkeiten, die Signale der Blase richtig zu „deuten“. Das Risiko, dass der „Hinweis“, dass die Blase entleert werden will, zu spät gesendet wird, wächst. Auch eine Schwächung und Überlastung der Muskulatur ist möglich. Ein überaktiver Beckenboden, Blasenschmerzen, Harndrang oder Harninkontinenz können Folgen sein.

Auch Harnwegs- und Blaseninfektionen sind möglich. Denn durch das Wasserlassen werden auch Krankheitserreger aus dem Körper geschwemmt. Je seltener uriniert wird, desto höher ist daher die Wahrscheinlichkeit, dass es Bakterien über die Harnröhre bis in die Blase schaffen und es dort zu Infektionen kommt.  

Quelle: TED, Kontinenzzentrum, gesund.bund, FAZ, Welt