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Winterspiele der geistig Behinderten: Felix Neureuther über Special Olympics: „Hier geht es noch um den Wesenskern des Sports“

Felix Neureuther begleitet als Schirmherr die Winterspiele von geistig behinderten Menschen. Im Interview erzählt der ehemalige Weltklasse-Skifahrer, was bei den Special Olympics besser läuft als im Profisport.

Herr Neureuther, was verbindet Sie mit den Winterspielen von geistig und mehrfach behinderten Menschen?
Ich bin 2013 Vorläufer bei einem Skirennen der Special Olympics in meiner Heimatstadt Garmisch-Partenkirchen gewesen. Die Stimmung am Gudiberg war einzigartig. Ich bin in meiner Karriere noch nie so angefeuert worden wie dort.  Seitdem ist die Verbindung nicht mehr abgerissen, zumal sich schon auch mein Vater und meine Mutter über viele Jahre für die Special Olympics engagiert hatten. 

Sind Sie vom Publikum so gefeiert worden, weil Sie der Prominente Felix Neureuther sind, der Weltcup-Fahrer und Sohn von Christian Neureuther und Rosi Mittermaier?
Namen spielen bei den Special Olympics keine große Rolle. Wohl aber der Spaß. Bei meinem Vorlauf habe ich mich absichtlich vor dem letzten Tor umgedreht und bin rückwärts ins Ziel gefahren. Das kam offenbar gut an bei den Athletinnen und Athleten, denn sie versuchten es nachzumachen. Ich musste dann alle Anstrengungen unternehmen, um den Teilnehmerinnen und Teilnehmern am Start klar zu machen, genau das nicht zu tun.

© Markus Burke

Für diese kleine Zirkusnummer hätten Sie wahrscheinlich auch anderswo Applaus bekommen. Was genau macht die Atmosphäre bei den Special Olympics so besonders?
Hier freut man sich auch über die Leistungen der anderen. Das Verbissene und Verkrampfte, diese Fokussierung nur auf sich, die man aus dem Profisport kennt, all das gibt es nicht. Es ist ein Miteinander. Hier werden Werte gelebt, die auch die Olympische Bewegung in ihren Anfängen mal ausgezeichnet hatten. Fairness, Respekt für den Gegner, Freude am eigenen Tun. 

Ähnliches hat man langezeit über die Paralympics, die Spiele der Körperbehinderten, behauptet: Dass es dort noch anständig zugehe, dass die Paralympics eine Insel seien in einer ansonsten moralisch verlotterten Sportwelt. Aber dann floss mehr und mehr Geld in den Behindertensport – und es wurden falsche Atteste ausgestellt, es saßen Sportler im Rollstuhl, die eigentlich keinen brauchten, es wurde gedopt und manipuliert. Eine Entwicklung, die bis heute nicht gestoppt werden konnte.
Das ist sehr bedauerlich, aber diese Gefahr sehe ich bei den Special Olympics nicht. Hier wird niemand vom Geld angetrieben. Es geht tatsächlich nur um die Sache, um den Wesenskern des Sports. Natürlich auch um Erfolg, wobei das gemeinsame Erlebnis ebenso bedeutend ist. Es ist eine sehr kleine Bewegung, aber eine umso wertvollere.

Sie sind 16 Jahre im Ski-Weltcup gefahren, auf höchstem Niveau also. Sport bedeutete für Sie immer Leistungssport. Wie nehmen Sie die Special Olympics wahr? Gibt es da auch diesen Leistungsgedanken? 
Die Menschen, die da an den Start gehen, wollen natürlich auch gewinnen. Manche investieren auch viel Zeit und Mühe ins Training, aber nicht jedem ist dies in seinem Umfeld möglich. Es hängt auch vom jeweiligen Grad der Behinderung ab. Ansonsten sind das wunderbare normale Sportlerinnen und Sportler. Junge, ehrgeizige Menschen, die etwas erreichen wollen im Leben.

Wie ist es Ihrer Meinung nach um die Inklusion von geistig Behinderten bestellt in Deutschland?
Es gibt noch immer zu viele Hürden, die es diesen Menschen erschweren, am gesellschaftlichen Leben teilzunehmen. Vor allem bei der Integration in den Arbeitsmarkt hakt es. Da ist von der Gesellschaft Mut und Tatkraft gefordert, und bei einzelnen Leuchtturmprojekten gelingt dies bereits. 

Können Sie ein Beispiel nennen?
Ich habe eine Sendung mit Tim Mälzer (Koch und Gastronom aus Hamburg, Anm. d. Redaktion) gesehen. In der ging es um ein Gasthaus, das er führte und in dem viele behinderte Menschen arbeiteten. Fand ich großartig. Es hat mir gezeigt: Inklusion muss nicht eine Idee bleiben, die zwar alle super finden, aber nur wenige in die Praxis umsetzen.

Wie ist das im Sport? Welche Barrieren gibt es dort?
Im vergangenen Jahr war ich zu Gast bei den Special Olympics in Berlin. Die Eröffnungsfeier im Olympiastadion war großartig, wirklich berührend. Auf der Ehrentribüne saßen der Bundespräsident und viele andere Politiker. Am Abend gab es dann einen Empfang. Ich war nicht eingeladen, wohl aber die Athletensprecherin Mehtap Özgül, die ich an diesem Tag begleitete. Nach ein paar Minuten kam Mehtap wieder raus, zum Eingang. Sie fühle sich da nicht wohl, sagte sie mir. Da stünden lauter Männer in Anzügen, aber niemand von denen würde sich mit ihr unterhalten. Sie sei einsam dort. Das fand ich schon krass: Einen Empfang zu Ehren von Special Olympics-Athletinnen und Athleten zu geben, auf dem die Sportler selbst dann untergehen. Andere Nationen kriegen das besser hin. Die Amerikaner zum Beispiel.

Was läuft da anders?
Die sind lockerer, nahbarer. Ich kann mich an die Eröffnungsrede eines amerikanischen Politikers bei den Special Olympics erinnern, die so anrührend war, dass ihm direkt ein Sportler um den Hals fiel. Da schritt keine Security ein oder so. Und dem Politiker war es auch nicht unangenehm, er drückte den Athleten an sich. Ein großer Moment war das. Solche Momente würde ich mir auch für die Spiele in Thüringen wünschen.  

 

RTL Deutschland ist Teil der Medienallianz der Special Olympics Nationale Spiele Thüringen. Beim größten inklusiven Wintersport-Event Deutschlands treten vom 29. Januar bis 2. Februar 2024 etwa 900 Athletinnen und Athleten in zehn Sportarten miteinander an. 

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