[REQ_ERR: COULDNT_RESOLVE_HOST] [KTrafficClient] Something is wrong. Enable debug mode to see the reason. Aufrüstung: Rohstoffmangel – keine Nato-Granate ohne Pekings Mineralien – Neuigkeiten für dich

Aufrüstung: Rohstoffmangel – keine Nato-Granate ohne Pekings Mineralien

Der Westen will aufrüsten und Putin Paroli bieten. Doch ohne die alten Kolonialreiche besitzen die Staaten der EU kaum noch Rohstoffe – besonders bitter ist die beherrschende Stellung Chinas bei Mineralien wie Antimon. Obendrein müssen die Lieferungen aus Putins Minen kompensiert werden.

Die Staaten der EU wollen aufrüsten. Die eigenen Bestände an Waffen und Munition sollen vergrößert werden. Lücken, die die Ukraine-Hilfe gerissen hat, müssen aufgefüllt werden. Nicht zuletzt dauert der Krieg weiter an, Kiew benötigt daher einen konstanten Zustrom an Waffen und Munition. Die Rüstungsproduktion sollte also massiv hochgefahren werden. Die Frage ist nur: Ist das überhaupt möglich? Ganz unabhängig von Kosten und politischem Willen gibt es ein ganz handfestes Hindernis: Es fehlt an Rohstoffen. Für Rüstungsgüter benötigt man nicht nur Allerweltszutaten wie Eisen, sondern eine Reihe von seltenen Mineralien.

Ukraine Rohstoffe 06.16

Kaum Förderung in der EU

Diese wertvollen Zutaten werden nur in einem sehr geringen Maße in den Ländern der EU gewonnen. Die Ausbeute lässt sich auch nicht einfach per Knopfdruck steigern. Die Folge: Die Kosten explodieren, ohne dass wesentlich mehr Material gefördert wird. Die USA haben das gleiche Problem. Von zentraler Bedeutung in der Rüstung ist Antimon. Es wird für Metalllegierungen verwendet, etwa in gehärteter Munition, aber auch in zahlreichen elektronischen Geräten genutzt. Obwohl die USA eigene Vorkommen besitzen, musste die letzte US-Mine 1997 aufgeben. „Es gibt keine inländische Mine für Antimon“, so der Bericht des US Geological Survey von 2020. „China ist der größte Produzent von gefördertem und raffiniertem Antimon und eine wichtige Importquelle für die Vereinigten Staaten.“

Die größten Vorkommen liegen in China – dann folgen ausgerechnet Russland und Kirgisistan. China und in gewissem Maße auch Russland haben den Markt dominiert. Im Prinzip gibt es auch andere Länder mit staatlichen Vorkommen wie etwa Australien und Bolivien, deren Förderung aber nicht ausreicht. In den USA will der Kongress nun die strategische Reserve an seltenen Erden mit staatlichen Mitteln vergrößern. In einer Risikobewertung schreibt die deutsche Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe, dass der chinesische Anteil an der globalen Förderung 2011 bei etwa 74 Prozent lag, dann folgten Russland und Kirgisistan. Bei Wolfram waren es im gleichen Jahr 84 Prozent. Die dominierende Stellung Pekings wird noch verstärkt, weil chinesische Unternehmen sich an ausländischen Minen beteiligen oder sie ganz übernehmen.

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China beherrscht den Weltmarkt

Überspitzt gesagt: Ohne Chinas Wohlwollen gibt es keine Granate für den Leopard. Nur bei diesem einen Mineral wird deutlich, auf welch tönernen Füßen die westlichen Rüstungspläne stehen. In der EU stellt sich das Problem noch dringlicher, weil es bei vielen Rohstoffen nicht möglich ist, sie auf eigenem Gebiet zu fördern. Jiří Hynek, Leiter des Verbands der tschechischen Waffen- und Verteidigungsindustrie, sagte dem Portal „EURACTIV“: „Die meisten Rohstoffe, die für die Herstellung von Militärprodukten benötigt werden, werden in den EU-Ländern nicht oder nur in geringem Umfang abgebaut.“

Tatsächlich war das schon immer so. Doch in der Phase des Kolonialismus haben die Europäer fast die ganze Welt beherrscht. Im Zweiten Weltkrieg konnten die Alliierten daher nach Gutdünken die Rohstoffe der Erde plündern. Die Zeiten sind heute vorbei. Die Abhängigkeit vom Weltmarkt beginnt bei banalen Rohstoffen wie Zellulose, wichtig für die Produktion von Schießpulver. Schutzwesten können ohne synthetischen Kautschuk nicht hergestellt werden. Der wiederum kommt aus Asien und namentlich aus China. „Einige Hersteller haben ihre Produktion direkt dorthin verlagert“, so Hynek.

Wettlauf A-Munition 12.30

Ausfall Russlands kompensieren 

Die Rüstungsindustrie Europas steht vor einer besonderen Herausforderung. Aluminium, Platin, Palladium oder Rhodium kamen bis zum Krieg vor allem aus Russland. Nun muss man nicht nur den Mehrbedarf von Aufrüstung und Krieg decken, sondern auch die Lieferungen aus Russland kompensieren. Und hier treten Rüstungs- und sonstige Industrie gegeneinander an. Bei Mineralien und seltenen Erden wird nur eine geringe Quote frei am Markt gehandelt. Typisch sind langfristige Verträge. Das heißt, der Großteil der zukünftigen Produktion wurde bereits Jahre im Voraus verkauft. Wer zu spät kommt, muss sich um den kleinen freien Anteil prügeln. 

Bedauerlicherweise werden Putins Rüstungsschmieden weniger Probleme haben, ihren Bedarf zu decken. Die genannten Engpässe und Schwierigkeiten zeigen auch, wie wichtig frühzeitige und langfristige politische Entscheidungen sind. Es wäre töricht anzunehmen, dass die Produktion munter startet, wenn eine Woche vorher endlich ein „Go!“ aus Berlin kommt.

Quelle: Defence News, Dt Rohstoffagentur (PDF), Euractiv