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Fragen und Antworten: Missbrauch in der evangelischen Kirche: Neue Studie zeigt, wie schlimm es ist

Am Donnerstag geht die evangelische Kirche einen Schritt, den die katholische Kirche schon vor Jahren gemacht hat: Eine unabhängige Studie soll Ergebnisse zu sexuellen Übergriffen liefern.

Eine Studie zu sexualisierter Gewalt in der Evangelischen Kirche und der Diakonie wird diese Woche vorgestellt. Bei einer Pressekonferenz am 25. Januar an der Hochschule Hannover sollen die Ergebnisse der sogenannten Forum-Studie präsentiert werden, wie die Hochschule mitteilte. Die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) gab die unabhängige Studie zu sexualisierter Gewalt und anderen Missbrauchsformen Ende 2020 in Auftrag.

Was ist von der Studie zu erwarten?

Die Ergebnisse sollen einen „ersten breiteren Ansatz zur Erforschung und Analyse von Aspekten sexualisierter Gewalt in der evangelischen Kirche und Diakonie in Deutschland“ bringen, hieß es in einer Mitteilung. Es solle ein detaillierter Bericht vorgestellt werden. „Es wird schmerzhafte Erkenntnisse geben im Blick darauf, wie wir in der Vergangenheit mit Fällen von sexualisierter Gewalt umgegangen sind, sowohl in der Diakonie als auch in der Kirche“, sagte die EKD-Ratsvorsitzende Kirsten Fehrs dem „Tagesspiegel“.PAID 41_22 Depression Vergewaltigung Jens Windel 18.39

Bei der Pressekonferenz sollen die Autoren der Studie sowie Vertreter der Betroffenen und der Kirche zu Wort kommen. Die EKD und Landeskirchen unterstützen die Untersuchung mit etwa 3,6 Millionen Euro. An dem Forschungsprojekt sind unter anderem Wissenschaftler aus Hannover, Hamburg und München beteiligt. In der Vergangenheit war die schleppende Aufarbeitung von Missbrauch bei den Protestanten kritisiert geworden.

Können die Ergebnisse etwas ändern?

Detlev Zander hofft darauf, dass die Veröffentlichung der Forum-Studie zu sexualisierter Gewalt in der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) ein Wendepunkt sein wird. „Die Strukturen in der evangelischen Kirche müssen sich fundamental ändern“, sagt der Sprecher der Betroffenen im Beteiligungsforum der EKD. „Sonst ist sexualisierter Gewalt Tür und Tor geöffnet“, warnt Zander, der in einem Kinderheim der Evangelischen Brüdergemeinde Korntal bei Stuttgart aufwuchs und dort Gewalt und Missbrauch erlebte.

Für ihn wird entscheidend sein, dass die Landeskirchen und die EKD die Empfehlungen der Autoren der unabhängigen Forum-Studie umsetzen. „Dazu gehört, dass man die Betroffenen anständig entschädigt und sie nicht abspeist“, betont Zander. „Wir werden Druck machen.“ Im Beteiligungsforum sitzen Betroffene und Kirchenvertreter.

„Die evangelische Kirche hinkt weit hinter der Aufarbeitung von Missbrauch in der katholischen Kirche hinterher“, kritisiert der Kirchenrechtler Thomas Schüller von der Universität Münster. Lange habe der Irrglaube geherrscht, dass die vermeintlichen Risikofaktoren bei den Katholiken wie Zölibat und eine überkommene Sexualmoral in der evangelischen Kirche nicht vorlägen und sexueller Missbrauch daher seltener vorkomme. Bei den Protestanten dürfen Pfarrer heiraten.

Wie viele Fälle gibt es in der evangelischen Kirche?

Anders als in der katholischen Kirche gibt es von protestantischer Seite bisher keine Zahlen. „Aber ich bin davon überzeugt, dass wir bei den Missbrauchsvorwürfen nicht allzu weit weg sind von der katholischen Kirche“, sagte Zander im Dezember der „Tagesschau“. Eine EKD-Sprecherin wollte sich dazu nicht äußern.

Bereits 2018 sind in der sogenannten MHG-Studie Zahlen zur Häufigkeit sexueller Übergriffe von katholischen Priestern und Diakonen auf Minderjährige erschienen. Die erste Studie dieser Art für die evangelische Kirche in ganz Deutschland wird um 12.30 Uhr in der Hochschule Hannover vorgestellt. Sie nimmt Akteure aus dem gesamten kirchlichen Leben in den Blick, also nicht nur evangelische Geistliche, sondern zum Beispiel auch Kirchenmusiker oder ehrenamtliche Jugendleiter.

Es wurden nicht alle Personalakten ausgewertet, sondern in erster Linie Disziplinarakten, wie bereits vorab bekannt wurde. Darüber hinaus hat das Team von Wissenschaftlern mehrerer Hochschulen sexualisierte Gewalt in Einrichtungen der Diakonie untersucht.

Wie geht es nach der Veröffentlichung weiter?

„Die Forum-Studie ist ein ganz wichtiger Schritt der Aufarbeitung sexualisierter Gewalt in der EKD und Diakonie“, sagt ein EKD-Sprecher. „Aber sie ist nicht der Beginn und auch nicht das Ende der Aufarbeitung. Die Ergebnisse werden Kompass und Richtung sein.“

Die aufgedeckten Missbrauchsfälle in beiden Kirchen scheinen für viele Gläubige das Fass zum Überlaufen zu bringen. 2022 hatte die katholische Deutsche Bischofskonferenz (DBK) einen spektakulären Negativrekord gemeldet: 522.821 Katholiken kehrten ihrer Kirche den Rücken. Die Protestanten meldeten 2022 insgesamt 380.000 Kirchenaustritte bundesweit. In dem Jahr hatte wohl auch das Gutachten zu Missbrauchsfällen in der katholischen Erzdiözese München und Freising zu den explodierenden Austrittszahlen beigetragen, vor allem in Bayern. Die Ergebnisse machten weltweit Schlagzeilen. Besonders zu Jahresbeginn, als das Gutachten vorgestellt wurde, waren die Zahlen der Austritte in die Höhe geschnellt.

Weitere Quellen:  Tagesschau