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Fitness: Sport mit voller Rüstung – so hart mussten die Ritter trainieren

Ein Ritter musste mehr als 50 Kilogramm Ausrüstung im Kampf tragen. Um die Belastung auszuhalten, war ein hartes Training nötig. Doch es lohnt sich: Ein großer Kämpfer wie Boucicaut wurde schnell ein reicher Mann – wenn er überlebte.

Niemand hat den Kampf der Ritter so wild besungen wie der Krieger und Troubadour Bertran de Born. Übertragen in Prosa liest es sich so: „Wenn er in den Kampf zieht, denkt jeder Mann guter Abstammung an nichts anderes, als Köpfe zu spalten und Arme abzuhacken. Es ist besser, zu sterben, als in der Niederlage zu leben. Ich sage euch, ich finde nicht so viel Geschmack am Essen oder Trinken oder Schlafen, als wenn ich den Schrei ‚Angriff‘ von allen Seiten höre. Und dazu den Lärm von Pferden ohne Reiter im Schatten. Dann höre ich Schreie ‚Zu Hilfe! Zu Hilfe!‘ Und ich sehe Große und Kleine, wie sie gleichermaßen in die Gräben stürzen. Und die Toten mit splitternden Lanzen, noch geschmückt mit Wimpeln, in ihre Seiten gebohrt.“

Bertran de Born, ein Baron aus Okzitanien, gehörte sicher zu den blutrünstigsten und hitzigsten Männern seiner Zeit, der außer dem Krieg und der Liebe wenig gelten ließ, doch man sieht: Das Leben als Ritter war kein Ponyhof.

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Schwere Rüstungen, dazu Helme, Schwerter, Äxte – ein Ritter musste fit sein, um im Kampf zu bestehen. Während in Hollywood-Filmen meist ein ritualisiertes Lanzenstechen in vergebenen Kampfbahnen gezeigt wird, ging es selbst auf Turnieren wüster und realistischer zu. Da kämpften häufig Gruppen von Rittern gegeneinander, zu Pferd oder zu Fuß –solange, bis von einer Gruppe kein Mann mehr stehen konnte.

Starke körperliche Belastung der Ritter

Leicht war das nicht. Allein die Rüstung wog über 30 Kilogramm, dazu kam das Kettenhemd mit 10 Kilogramm. Auch das Gewicht von Schild, Schwert, Dolch, Streitkolben und weiteren Ausrüstungsgegenständen kam noch hinzu. Mit einer Belastung von weit mehr als 50 Kilogramm musste sich der Kämpfer schnell und energisch bewegen können. Auch wurden die Kämpfe nicht wie heute beim Kampfsport von Rundenpausen unterbrochen. Hinzu kam die körperliche Belastung durch die eingesteckten oder parierten Schläge. Die Rüstung verhinderte nur, dass die Klinge in den Körper eindringt. Die reine Wucht eines Axt- oder Schwerthiebes erlitt der Kämpfer bei einem Treffer allemal, wenn er nicht behänd beiseite sprang.

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Im Gedränge einer Schlacht konnte man auch leicht einfach zerquetscht werden oder an einem Hitzschlag sterben – körperliche Fitness war da unumgänglich. Nicht zu Unrecht war man im Mittelalter der Ansicht, dass man das Beherrschen von Pferd und Waffen bereits als Kind lernen sollte. Von einigen Rittern ist bekannt, wie sie sich auf ihre Kämpfe vorbereiten: Sie absolvierten ein Training wie heutige Athleten.

Profi-Sportler mit Waffen

Jean Froissart beschrieb wie Jean le Maingre (1366-1421) sich für den Kampf vorbereitete. Der Ritter war unter dem Namen Boucicaut bekannt und gefürchtet. Er galt als Vorbild ritterlicher Tugend. Boucicaut war bekannt für sein rigoroses Training – immer in Rüstung, damit er ihr Gewicht tragen konnte und sich an die Bewegungseinschränkungen durch den Panzer gewöhnte. Sein Biograf beschrieb sein Training:

„Und er begann, sich selbst zu erproben, indem er auf sein Pferd in voller Rüstung sprang. Zu anderen Zeiten lief oder wanderte er einen langen Weg zu Fuß, um zu trainieren. Damit er nicht außer Atem kam und lange Anstrengungen ertragen konnte. Zu anderen Zeiten schlug er lange Zeit mit einer Axt oder einem schweren Streithammer zu, um in der Rüstung gut durchhalten zu können. So hielten seine Arme und Hände lange Zeit die Schläge aus und er trainierte sich, seine Arme beweglich anzuheben.

Auf diese Weise trainierte er so gut, dass man damals keinen anderen Herrn in gleicher körperlicher Verfassung finden konnte. Er konnte einen Salto in seiner Rüstung außer dem Helm machen und tanzte gekleidet in seinem Kettenhemd …..“

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In seiner ersten Schlacht kämpfte Boucicaut bereits als Kind. Großen Ruhm erlangte er im Jahr 1390. Damals tat er sich mit zwei befreundeten Rittern zusammen. Das Trio forderte jeden Kämpfer der Christenheit auf, gegen sie anzutreten. 30 Tage lang kämpften die drei unter Boucicauts Führung gegen die besten Ritter Europas und blieben Sieger.

Salto in Rüstung

Überliefert sind weitere ziemlich ausgefallene Trainingseinheiten. In voller Rüstung stellte sich Boucicaut zwischen zwei Mauern, die so nah beieinander standen, dass er zwischen ihnen hinaufsteigen konnte, wenn er sich zwischen den Mauern verkantete. Um die Schnellkraft der Körpermitte zu stärken, wählte der Ritter schwere Felsbrocken aus, die er vom Boden emporriss und dann so weit wie möglich schleuderte. Seine Schlagkraft erhöhte er, indem er bei jeder Gelegenheit auf Mauern, Boden oder Tische einschlug. Die Arme kräftigte er, in dem er eine Leiter schräg an einen Baum anlehnte. Dann stellte er sich unter die Leiter, packte die Sprossen über seinem Kopf und zog sich Sprosse für Sprosse in die Höhe – in voller Rüstung natürlich.

Dieses Training diente aber nicht allein dem Kampf im Krieg. Die Turniere der Zeit produzierten eine Kaste von Profisportlern. Den Siegern im Kampf winkten nämlich nicht nur große Ehre, sondern auch stattliche Belohnungen. Vor allem aber gehörten dem Sieger Rüstung und Pferd des Unterlegenen. So konnte ein starker Kämpfer in einem Turnier großen Reichtum erlangen.

Nicht alle Ritter waren versierte Kämpfer. Den Idealen des Rittertums musste aber jeder Feudalherr gehorchen. Auch unsportliche und ungeschickte Barone mussten ab und zu ihren Mut beweisen und in die Schranken eines Turniers treten. Ihre Chancen waren natürlich denkbar schlecht, wenn sie auf Boucicaut und seinesgleichen trafen. Das war in etwa so, als würde heute ein Manager, der ab und zu mal etwas Box-Training absolviert, auf den Weltmeister treffen.

Reich durch Turnierkämpfe

Zu den gefährlichsten Kämpfern zählte William Marshal, bekannt als Guillaume le Maréchal (1144-1219), der als größter Ritter seiner Zeit galt. Von ihm berichtet sein mittelalterlicher Biograf, dass er als junger Mann am Morgen noch als „armer Mann“ in einem Turnier angetreten war. Bei Sonnenuntergang hatte er vier Streitrosse und die entsprechenden Rüstungen und Ausrüstungen erbeutet.

Guillaume war ein reicher Mann, denn Streitrosse und Rüstungen waren ungeheuer teuer. Die anderen Ritter „behandelten ihn nun sehr viel höflicher als zuvor.“ Am Ende seines Lebens hatte Guillaume über 500 Ritter besiegt und so ein Vermögen zusammengetragen.

Quellen:

Thomas Asbridge – Der größte aller Ritter: und die Welt des Mittelalters.

Froissart, Jean Vol. 3 1812. Les chroniques de Sire Jean Froissart

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