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Neues ARD-Format: „Caren Miosga“ feiert Premiere. Doch es ist keine Revolution des Polit-Talks

Mit ambitionierten Zielen startet Caren Miosga ihren neuen Talk im Ersten. Eine Revolution lässt sich in der ersten Folge noch nicht erkennen. Nach einem chaotischen Start sorgen besonders Miosgas Gäste für eine intensive Debatte mit messerscharfen Analysen.

16 Jahre lang talkte Anne Will am Sonntagabend mit ihren Gästen. Nun hat sie den Sendeplatz für ihre Kollegin Caren Miosga geräumt. Ihr Ziel ist nicht weniger als die Revolution des Polit-Talks. Erkenntnisgewinn statt Zoff: Die langjährige „Tagesthemen“-Moderatorin will mit ihrem Team das politische Gespräch neugestalten und dabei helfen, politische Entscheidungen besser zu verstehen.

Das Thema der ersten Sendung lautet „Merz richtet die CDU neu aus – wird Deutschlands Zukunft konservativ?“ Wie wird sich das Land unter einem potenziellen Kanzlerkandidaten Friedrich Merz verändern? Außerdem soll es darum gehen, wie sich die CDU künftig von der AfD abgrenzen will – keine unwichtige Frage, nachdem zuletzt bekannt wurde, dass auch Mitglieder der „Werteunion“ an dem Geheimtreffen von Rechtsextremisten in Potsdam teilnahmen, die CDU-nahe Gruppierung die Gründung einer neuen Partei auf den Weg bringen will und die AfD weiter in Umfragen dazugewinnt.PAID STERN 2020_21 Der Kann’s! 6.15h

Zu Gast bei „Caren Miosga“:
Friedrich Merz – Parteivorsitzender der CDU
– Anne Hähnig – Journalistin bei „Zeit“
– Armin Nassehi – Soziologie-Professor

Die Sendung beginnt mit einem Gespräch zwischen Caren Miosga und Friedrich Merz. Über 20 Minuten lang fragt Miosga ihren Studiogast in einem derart schnellen Tempo über verschiedene Themen aus, dass man als Zuschauer kaum noch weiß, ob es gerade um den Umgang der Union mit der AfD, über das Verhältnis mit Angela Merkel, der Kanzlerkandidatur für die nächste Bundestagswahl, Atomstrom oder um das Frauenproblem von Friedrich Merz geht. Miosga lässt kaum eine Antwort des CDU-Vorsitzenden unkommentiert, hakt oft nach und beweist Humor. Etwa als sie Merz Aussage, die Kanzlerkandidatur werde erst im September geklärt, lachend entgegnet, dass sie ein Phrasenschwein auf den Tisch stellen sollte, in das Gäste fünf Euro einwerfen müssen, wenn sie oft gesagte Sätze ein weiteres Mal wiederholen.

Wirklich spannend ist dieser wilde Ritt durch verschiedene Themen aber nicht. Der Erkenntnisgewinn beschränkt sich darauf, dass Friedrich Merz nicht bei geschlossenem Fenster schlafen kann und die Rückkehr in die Politik nie sein Plan gewesen sei. Viel interessanter wird es, nachdem „Zeit“-Journalistin Anne Hähnig und Soziologie-Professor Armin Nassehi die Runde komplettieren. Schon nach wenigen Minuten wird klar: Es war goldrichtig, die beiden einzuladen. Mit ihren messerscharfen Analysen sorgen Hähnig und Nassehi schnell dafür, dass die Mundwinkel bei Friedrich Merz sichtbar nach unten gleiten.FS Stern Stunde Habeck Zeh

Merz: „Würden Sie mit Ricarda Lang genauso sprechen?“

Anne Hähnig stellt klar, dass Menschen nicht allein aus Protest die AfD wählen. Es handelt sich mehr um einen politischen Akt. Die Inhalte der AfD zu kopieren, helfe den etablierten Parteien aber nicht weiter. „Man kann diese Partei nicht schwächen, indem man ihre Haltung einnimmt“, erklärt Hähnig. Friedrich Merz habe dies versucht, ebenso wie Kanzler Olaf Scholz (SPD), der in der Vergangenheit Abschiebungen in großem Stil gefordert hatte. Doch die Menschen glauben nicht daran, dass die Parteien solche Ideen umsetzen können. Armin Nassehi ergänzt, dass es ein Problem ist, dass einige das Spiel der AfD mitspielen wollen. Überzeugen könnte man nur mit plausiblen und kompetenten Entscheidungen.

Hähnig wirft der CDU vor, die Partei sei sehr schwammig unterwegs, wenn es um die Brandmauer zur AfD gehe. Merz drohte in der Vergangenheit CDU-Mitgliedern mit einem Parteiausschlussverfahren, wenn sie mit der AfD zusammenarbeiten wollen. Auf kommunaler Ebene scheint Merz dies aber nicht ganz ernst zu nehmen. Sonst hätte Merz die gesamte CDU-Kreistagsfraktion in Bautzen ausschließen müssen, nachdem diese im Dezember 2022 einem Antrag der AfD zugestimmt hatte. Der bisher so gefasste Politiker reagiert emotional: „Würden Sie mit Ricarda Lang genauso sprechen, wenn sie hier säße?“

„Welchen Zahnarzt haben Sie, Herr Merz?“

In der letzten Viertelstunde erhöht Caren Miosga den Druck auf Friedrich Merz schlagartig, als sie ihn mit fragwürdigen Aussagen konfrontiert, die er in der Vergangenheit öffentlich getroffen hat. Bei „Markus Lanz“ bezeichnete er im Januar 2023 Söhne von Migranten als „kleine Paschas“. Im September provozierte er mit der Aussage, abgelehnte Asylbewerber würden beim Arzt sitzen und sich die Zähne neu machen lassen, während Deutsche keine Termine bekommen würden. Miosga bezeichnet diese verbalen Aussetzer des Politikers als „Affekte“. Merz behauptet: „Das sind keine Affekte, das ist Engagement.“ Da kann sich selbst das bisher stumme Publikum nicht zurückhalten und bricht in tosendem Gelächter aus.

„Der Oppositionsführer im Deutschen Bundestag darf auch mal zuspitzen“, wehrt sich Merz. Anne Hähnig fragt sich, welchen Zahnarzt Merz hat, „denn ausgerechnet bei Zahnärzten gibt es nicht so Schwierigkeiten, Termine zu finden“. Sie findet es zwar in Ordnung, dass Merz die Probleme benennt, die mit Migration und Integration zusammenhängen. Äußerungen wie „kleine Paschas“ würden aber ganze Bevölkerungsgruppen diskreditieren. Erneut wird das Publikum laut und applaudiert.