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Foodwatch-Report: So sehr schaden Milchprodukte dem Klima und den Tieren wirklich

Kuhmilch und Milchprodukte sind fürs Klima weitaus schlechter, als viele annehmen. Grund dafür sind unterschlagene Emissionen, wie ein Foodwatch-Report jetzt aufdeckt. 

Kuhmilch und Milchprodukte wie Joghurt und Käse gelten vielen als gute Alternative zu Fleisch und Fleischprodukten. Vor allem, weil die Tiere in der Milchproduktion weniger leiden müssen und die Milchproduktion klimafreundlich ist. Doch der Vorteil für Klima und Tiere ist weit geringer, als viele annehmen. Das enthüllt ein neuer Report der Verbraucherschutzorganisation Foodwatch.

Beispiel Klima: Die Autorinnen und Autoren der Studie zeigen, dass bei der Berechnung der Emissionen der Milchwirtschaft nicht alle anfallenden Klimagase eingerechnet werden. So unterschlagen Klimabilanzen etwa die Emissionen des Futteranbaus. Werden für den Futteranbau auch noch ehemalige Moorböden genutzt, verschlechtert das die Klimabilanz von Milch und Milchprodukten noch einmal dramatisch.

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Etwa ein Fünftel der derzeit als Grünland genutzten Flächen in Deutschland sind demnach ehemalige Moorböden. Durch die Entwässerung entweicht allerdings über Jahrtausende im Boden gespeicherter Kohlenstoff als Kohlendioxid in die Atmosphäre. „Die landwirtschaftlich genutzten ehemaligen Moore in Deutschland emittieren etwa sechs Prozent der deutschen Gesamtemissionen“, sagt der an der Studie nicht beteiligte Agrarökonom Benjamin Bodirsky vom Potsdam Institut für Klimafolgenforschung (PIK) laut einer Pressemitteilung. Diese Emissionen würden jedoch in offiziellen Statistiken nicht der Landwirtschaft zugewiesen.

Der Report vergleicht die umfassende Klimabilanz von Milchprodukten mit der Bilanz von Ersatzprodukten, darunter Hafer-, Soja- oder Mandeldrinks. Und kommt zu dem Ergebnis: Milch und Milchprodukte verursachen rund dreimal so viele Emissionen wie ihre pflanzlichen Alternativen. 

Hohes Treibhausgas-Einsparpotenzial durch pflanzliche Milchalternativen

„Wenn wir die hierzulande erzeugten Milchprodukte durch pflanzliche Alternativen ersetzen, können wir 30 bis über 80 Millionen Tonnen Kohlendioxid-Äquivalente einsparen“, heißt es in dem Bericht. „CO2-Äquivalente“ sind alle Klimagasemissionen zusammengenommen, umgerechnet auf die Klimaschädlichkeit von CO2. Grundlage der Berechnung sind Produkte aus Soja, Kichererbsen und Linsen mit dem gleichen Proteingehalt – und die Annahme, dass alle frei werdenden Flächen renaturiert werden.

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Das Klimapotenzial ist der Studie zufolge enorm: Durch eine Umstellung auf pflanzliche Alternativen ließen sich demnach mehr als ein Zehntel der gesamten deutschen Klimagasemissionen einsparen.

Gleichzeitig versuche die Milchindustrie, so erklären die Autoren und Autorinnen der Studie, das Image ihrer Produkte aufzupolieren. Etwa mit der mit knapp vier Millionen Euro jährlich ausgestatteten „Initiative Milch“, mit reichweitenstarken Videos in sozialen Netzwerken wie Tiktok, eigenen Websites – und nicht zuletzt mit Lehrmaterialien für Kitas und Schulen. So behaupte etwa der Verein „Land schafft Werte“ auf Instagram, Methan von Rindern sei „klimaneutral“. Der Bauernverband Schleswig-Holstein präsentiert Kühe gar als „Klimaschützer“ – weil sie Pflanzen fressen, die zuvor CO2 aus der Atmosphäre gebunden haben.

Tierschutzprobleme in der Milchindustrie nehmen zu

Zugleich sorge die Leistungssteigerung bei den Milchkühen für immer mehr Tierschutzprobleme: So leiden einer Studie der Tierärztlichen Hochschule Hannover zufolge 40 Prozent aller Milchkühe in Deutschland unter schmerzhaften Entzündungen des Euters, etwa ein Drittel lahmt. Jedes Jahr werde zudem mehr als ein Drittel des gesamten Milchkuhbestandes aussortiert und geschlachtet – eine Rate, die zwischen 1970 und 2020 von 30,9 auf 36,5 Prozent stieg.

„Die Milchindustrie betreibt Greenwashing, um Milch als harmloses oder gar klimafreundliches Nahrungsmittel darzustellen und weiter große Mengen an Milchprodukten zu verkaufen“, erklärt Friederike Schmitz, eine der Autorinnen der Studie. Die Lösung für Klima und Tierschutz liege aber darin, die Tierhaltung abzubauen und pflanzenbasierte Ernährungsweisen voranzubringen. „Dafür braucht es jetzt politische Maßnahmen“, sagt Schmitz.

Es gehe nicht darum, Milch, Käse oder Joghurt zu verbieten, ergänzt Annemarie Botzki von Foodwatch. „Aber wenn wir Klima- und Tierschutz ernst nehmen wollen, kommen wir um eine Wahrheit nicht herum: Wir müssen deutlich weniger Kühe halten und deutlich weniger Milchprodukte herstellen und essen.“ Für einen wirksamen Klimaschutz müsse die Zahl der Milchkühe in Deutschland von heute etwa 3,67 Millionen Tieren mindestens halbiert werden, fordert Foodwatch.