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Einweg-E-Zigaretten: Was den Hype um Elfbars so gefährlich macht

Lange galten E-Zigaretten bei jungen Menschen als peinlich. Seit zwei Jahren ist um die Einweg-Vapes der Marke Elfbar ein regelrechter Hype entstanden. Die Hintergründe einer gefährlichen Erfolgsgeschichte.

Dies ist eine aktualisierte Version eines Artikels vom 16.09.2022.

Weggeschmissene Kippenstummel und vollgestopfte Aschenbecher prägen immer seltener das Stadtbild von deutschen Metropolen. Dafür kommt man in den letzten Jahren nur noch schwer an dem Geruch bunten Einweg-Vapes vorbei. Die E-Zigaretten ähneln der Form eines Textmarkers und wirken mit ihren bunten Farben und Geschmacksrichtungen äußerst harmlos.

Herkömmliche E-Zigaretten und Vapes standen in der Gen Z lange Zeit für das ultimativ Uncoole. Ende der 2010er-Jahre verspottete man die Dampfgeräte im Netz noch mit dem Meme des „Vape Bros“ (lange Haare, karierte Cargoshorts, umgeben von einem Nebel aus Strawberry Cheesecake). Heute ist der Duft in Bars und Diskotheken so präsent, dass Erinnerungen an Axe Bodyspray in der Schulumkleide geweckt werden. Wie konnte sich die totgeglaubte Technologie bei jungen Menschen doch noch durchsetzen?

Elf Bars enthalten Nikotin

Für Christina Schadt von der Fachstelle Suchtprävention Berlin liegt der Hype der Einweg-E-Zigaretten vor allem im Produktdesign. „Sie sind bunt, sehen aus wie Textmarker aus der Stiftemappe und werden in jugendaffinen Geschmacksrichtungen wie Melon, Zuckerwatte, Cola oder Lemon angeboten. Eltern und Pädagog:innen erkennen die E-Zigaretten oft gar nicht als ein Rauchprodukt, wenn sie es bei Jugendlichen finden.“ Die Einweg-Vapes seien zudem leicht zugänglich. Sie müssen weder aufgeladen noch aufgefüllt werden, sondern können direkt konsumiert werden. Eine E-Zigarette beinhaltet bis zu 600 Züge. Der Preis von sieben bis zehn Euro ist daher im Vergleich zu einer herkömmlichen Schachtel Kippen erschwinglich.

Die mit Abstand beliebtesten Einweg-Vapes stammen von der chinesischen Marke „Elf Bar“. Auf dem deutschen Markt werden sie vom Importeur und Großhändler Fumatul Distribution GmbH vertrieben. Deren Inhaber und Projektleiter Reyis Can Tirpan bestätigte 2022 in einem Interview mit dem YouTuber „tomatolix“ bundesweit rund drei bis vier Millionen Elf Bars im Monat zu verkaufen. Laut dem Branchenverband Bündnis für Tabakfreien Genuss e.V. werden pro Monat rund fünf Millionen Einweg-E-Zigaretten  in Deutschland verkauft.

Im Gegensatz zu herkömmlichen Zigaretten wird bei E-Zigaretten kein Tabak verbrannt. Stattdessen wird eine spezielle Flüssigkeit durch eine Heizspule verdampft. Allerdings enthalten auch sie Nikotin, selbst wenn es einem durch Werbung oft anders suggeriert wird. „Nikotin ist schädlich für das Herz-Kreislauf-System und erhöht das Risiko für Krebserkrankungen“, erklärt Schadt. Zudem erzeugen die Einweg-E-Zigaretten inhalierbare Aerosole, die eine Reihe von entzündungsfördernden, sensibilisierenden und gentoxischen Substanzen, wie Propylenglykol, enthalten. Deren Langzeitfolgen sind noch nicht erforscht. 

Der Verband des eZigarettenhandels widerspricht auf Anfrage des stern. Das Risiko beim Rauchen von E-Zigaretten an Krebs zu Erkranken sei etwa 99 Prozent niedriger als bei herkömmlichen Zigaretten. Geschäftsführer Oliver Pohland betont zudem, dass E-Zigarette eine wichtige Rolle bei der Abkehr von klassischen Tabakprodukten, wie Zigaretten, spielen können. 

Hohes Abhängigkeitspotential von Jugendlichen

Besonders zu dem Erfolg von Elf Bars beigetragen haben soziale Medien, insbesondere Instagram und TikTok. Hier präsentieren Minderjährige und junge Erwachsene stolz ihre bunten Sammlungen von Elf Bars und rezensieren neue Geschmacksrichtungen. Das wohl prominenteste Beispiel ist der Streamer MontanaBlack. In seinen Auftritten auf Twitch tauchte er immer wieder mit Elf Bars auf und verkündet, so von herkömmlichen Zigaretten runtergekommen zu sein.

Im Gespräch mit dem stern teilte die damals 22-jährige Fanny im Jahr 2022 ihre Erfahrungen mit E-Zigaretten: „Ich habe zum ersten Mal von Elf Bar durch eine Freundin aus Amsterdam erfahren. Dort gibt es das schon etwas länger als hier in Deutschland„, sagte sie. „Ich finde es einfach praktisch und lecker. Ich habe mal geraucht, aber inzwischen schmecken mir normale Zigaretten nicht mehr. Deshalb bin ich auf Elf Bars umgestiegen.“

PAID Ode an die Zigarette 15.49Der damals 25-jährigen Cedric teilte in einem Interview mit dem stern ähnliche Erfahrungen. Durch einen Twitch-Stream wäre er auf die Einweg-E-Zigaretten aufmerksam geworden. „Ich habe normale E-Shishas immer verabscheut“, sagt er. „Elf Bars waren da anders: klein, handlich und es kam kein Wüstensturm heraus.“ Erst als er Zahnschmerzen bekommt, schafft er es mit dem Vapen aufzuhören.

Unter den 12- bis 25-Jährigen in der deutschen Bevölkerung ist die Zahl der Jugendlichen, welche mindestens einmal an einer E-Zigarette gezogen haben in den letzten Jahren deutlich gestiegen. Während 2012 lediglich rund 15 Prozent mindestens einmal konsumierten, waren es im Jahr 2021 bereits 27 Prozent. Dies geht aus Daten der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung BZGA hervor. Der Konsum herkömmlicher Tabakzigaretten sinkt zeitgleich seit Jahren kontinuierlich.

Auch in der Berliner Suchtprävention melden sich vermehrt Jugendliche, Eltern und pädagogische Fachkräfte, die von Problemen mit Elf Bars berichten. Christina Schadt sieht besonders im hohen Abhängigkeitspotential von Jugendlichen eine große Gefahr. „Je früher man damit anfängt, desto schwerer ist es wieder aufzuhören. Durch die besonderen Geschmacksrichtungen wird eine neue Zielgruppe fürs Rauchen erschlossen, die keine herkömmlichen Zigaretten rauchen würden“, meint die Leiterin der Suchtprävention im Gespräch mit dem stern. „Junge Menschen, die noch nicht rauchen, werden mit den Produkten an das Dampfen herangeführt. Durch den süßen Geschmack und einem Dampf, der nicht im Hals kratzt, entsteht der fälschlicherweise der Eindruck, etwas Harmloses zu konsumieren.“

Großbritannien will Einweg-E-Zigaretten verbieten

Nicht zuletzt deswegen sehen viele europäische Regierungen die die E-Zigaretten äußert kritisch. Die französische Nationalversammlung hatte im Dezember 2023 einstimmig einen Gesetzesentwurf zum Verbot von elektronischen Einweg-Zigaretten verabschiedet. Nun folgt die Regierung von Premier Sunak in Großbritannien. Einweg-E-Zigaretten sollen zum Schutz von Minderjährigen verboten werden. Dazu soll die Auswahl der Geschmacksrichtungen eingeschränkt werden. Hersteller müssten dem Premier zufolge schlichtere und optisch weniger ansprechende Verpackungen produzieren. Das Parlament in London muss dem Vorhaben noch zustimmen.

Da besonders Aromen und Menthol die Attraktivität des Rauchens erhöhen und den Einstieg fördern, empfiehlt auch eine richtungsweisende Studie des Scientific Committee on Health, Environmental and Emerging Risks die Stoffe bei E-Zigaretten zu verbieten. Dänemark hatte bereits im Jahr 2021 ein weitreichendes Aromen-Verbot verhängt. Was passiert, wenn ich aufhöre zu rauchen 16.31  

In Deutschland ist der Verkauf von Elfbars und anderen Einweg-Vapes nicht verboten oder eingeschränkt. Bundesumweltministerin Steffi Lemke sprach sich im vergangenen Jahr allerdings für ein EU-weites Verbot von Einweg-E-Zigaretten aus. Grund sei vor allem die „extrem schlechte“ Umweltbilanz der Vapes.

Wegwerfprodukte sind schlecht für die Umwelt

Neben den negativen gesundheitlichen Folgen haben Elf Bars tatsächlich auch einen extrem schlechten Einfluss auf die Umwelt. Wegen des integrierten Akkus müssen die Einweg-Vapes eigentlich in einem Wertstoffhof oder im Elektroschrott entsorgt werden. Die meisten schmeißen die bunten Stäbchen allerdings einfach in den nächstgelegenen Mülleimer. So gelangen diverse Schadstoffe in die Umwelt. 

Online-Shops sind dazu verpflichtet, über diese Gefahr und eine gerechte Entsorgung zu informieren. Den höchsten Absatz machen die E-Zigaretten allerdings in Kiosken, wo man in der Regel nicht darauf hingewiesen wird. Daher ist selbst der Interessenverband des eZigarettenhandels nicht besonders gut auf Elf Bars zu sprechen. Sie raten zu aufladbaren und wiederfüllbaren Alternativen, um den Umwelteinfluss der Produkte so gering wie möglich zu halten.

Quellen:The Independent, Welt, RBB, Tagesschau, ZDF