Bei der Handball-EM trifft Deutschland an diesem Freitagabend auf Dänemark. Die Dänen scheinen übermächtig. Trotzdem hat das DHB-Team eine reelle Chance, ins Finale zu kommen. Das sagen zwei Experten.
Der nächste Handball-Krimi erwartet die Fans an diesem Freitagabend: Bei der Heim-EM kämpft das deutsche Nationalteam um den Einzug ins Finale. Ab 20.30 Uhr trifft die Mannschaft von Bundestrainer Alfred Gislason auf die Handball-Übermacht Dänemark um Füchse-Star Mathias Gidsel. Übertragen wird die Partie aus der Kölner Lanxess-Arena im ZDF und auch vom neuen Bezahlsender Dyn. Vorher, ab 17.45 Uhr, bestreitet Rekordweltmeister Frankreich gegen Schweden das zweite Halbfinale.
Ins Duell gegen Dänemark geht das DHB-Team als klarer Außenseiter: Die Dänen sind amtierende Weltmeister und Olympia-Zweite. Zudem haben die Deutschen die letzten vier Aufeinandertreffen gegen das mit Bundesliga-Profis gespickte Star-Ensemble aus dem hohen Norden verloren. Ihr bislang letzter Sieg gegen die gefürchteten Dänen datiert aus dem Jahr 2016.
Machen die deutschen Fans in Köln den Unterschied?
Doch die Stimmung ist gut – und in der Arena werden die deutschen Fans ihr Team kräftig anfeuern. Und so hoffen die deutschen Handballer trotz des scheinbar übermächtigen Gegners nach dem WM-Titel 2007 im eigenen Land sowie den Gold-Triumphen bei den EM 2016 in Polen und 2004 in Slowenien auf das nächste Wintermärchen. „Wenn du irgendwo eine Chance auf ein Wunder hast, dann in Köln„, sagte Linksaußen Rune Dahmke kurz vor der Partie am Freitag.
Zumindest Ex-Nationalspieler Stefan Kretzschmar hält ein deutsches Wunder für möglich: „Wir haben durchaus ein paar Faktoren in der Mannschaft, die das Wunder von Köln schaffen können. Das ist zweifelsohne ein Andi Wolff im Tor oder ein David Späth und das ist eine gute Abwehr, auf die wir uns verlassen konnten“, sagte der 50-Jährige der Deutschen Presse-Agentur (dpa).
„Wir haben nichts zu verlieren. Wir stehen im Halbfinale, unser Traum hat sich schon erfüllt. Das, was wir als Vision ausgegeben haben, hat diese Mannschaft erreicht“, sagte Kretzschmar.
So könnte die Handball-EM zum Wintermärchen werden
Ist ein neues Wintermärchen also greifbar nah? „2007 waren wir im Halbfinale gegen Frankreich auch der große Außenseiter und haben sie geschlagen“, erinnerte sich Kretzschmar an den WM-Rausch vor 17 Jahren im eigenen Land. Entscheidend sei gegen die Dänen vor allem die Anfangs-Viertelstunde. „Wenn sich unsere Mannschaft in den ersten 15 Minuten Selbstvertrauen holt und dann kommt die Halle, dann sind wir nicht chancenlos.“
Auch Bob Hanning sieht für Deutschlands Handballer reelle Chancen auf einen Sieg. „Wir haben 20.000 Fans im Rücken. Wir haben auch die spielerischen Möglichkeiten, aber unsere Leistungsträger müssen komplett funktionieren“, sagte der frühere DHB-Vizepräsident der dpa und ergänzte mit Blick auf die Sieg-Wahrscheinlichkeit: „In zehn Spielen ist es vielleicht 1,5 Mal möglich.“STERN PAID Andreas Wolff 16.20
Zu der Tatsache, dass Deutschland zuletzt 2016 gegen Dänemark gewann, sagte Hanning: „Irgendwann muss jede Serie reißen.“ Wichtig sei, sich auch vor einem Spiel gegen den haushohen Favoriten aus Dänemark nicht kleinzumachen. „Ja, es ist eine Riesen-Herausforderung. Aber wir haben auch Spieler, die die Champions League oder die European League in den vergangenen Jahren maßgeblich mitbestimmt haben. Wir haben die Möglichkeiten, das zu schaffen. Wir sind nicht chancenlos“, ist der 55-Jährige fest überzeugt.
Und so kommt es nach Meinung der zwei Handball-Experten vor allem auf den Auftakt des Spiels an – und darauf, dass das Publikum die DHB-Auswahl kräftig anfeuert. Gewinner sind jetzt schon die Zuschauer: Für sie dürfte die Partie an diesem Freitagabend eines der absoluten Highlights des Turniers werden.
Handball EM die DHB Auswahl 18.17Bei der Handball-EM in Deutschland ist eine DHB-Auswahl aus Routiniers und „jungen Wilden“ am Start. Die Begeisterung für den Sport und die Mannschaft wächst. Ein Einblick in das Team um Trainer Alfred Gislason.