Der Cybertruck ist laut Tesla „für jeden Planeten gebaut“ – und Fahrer können mit ihm „alle Wege beschreiten“. Bei einem Offroad-Test sieht das allerdings anders aus. Schuld ist offenbar die halbgare Software.
Schon vor Wochen geriet der Tesla Cybertruck durch unvorteilhafte Videos ins Gespräch – denn der große Pick-up blieb gleich mehrfach im Schnee stecken und musste von deutlich günstigeren Autos gerettet werden. Ein Blick auf die Bereifung verriet dann aber, warum das so kommen musste: Ab Werk ist der Cybertruck derzeit nicht für Extremwetterlagen gerüstet (hier erfahren Sie mehr). Doch wie schlägt sich der Wagen unter optimalen Bedingungen abseits der Straße? Dieser Frage ging kürzlich der Youtube-Kanal „VoyageATX“ nach und prüfte das Fahrzeug in einem Offroad-Park in Texas auf Herz und Nieren.
Der Fahrer betont, dass er keinerlei Erfahrungen mit Fahrten in unwegsamem Gelände habe. Dennoch wollte er unbedingt ausprobieren, wie gut sein Cybertruck gegen zwei Fahrzeuge seiner Freunde, einen Subaru Crosstrek Wilderness und einen Toyota 4Runner, ankommt. Spoiler: Nicht so gut.
Dem Tesla Cybertruck fehlt eine wichtige Funktion
Während der Cybertruck zwar problemlos mit der unebenen Straße zurechtkam und dort keine Schwächen zeigte, trennte sich an einem kleinen Hügel die Spreu vom Weizen. Nachdem Subaru und Toyota recht problemlos hochgefahren waren, nahm das Edelstahl-SUV Anlauf. Einmal, zwei Mal, mit weniger Reifendruck, mit anderen Settings – keine Chance.
Der Cybertruck weigerte sich, besagten Hügel zu erklimmen. Das hatte laut Fahrer offenbar einen bestimmten Grund: Obwohl der Tesla-Truck an beiden Achsen Sperrdifferentiale hat, sind diese bisher nicht freigeschaltet. Bei einem Klick auf die entsprechende Funktion auf dem Display heißt es nur: „Sperrdifferential-Steuerungen folgen in Kürze“. Oder anders formuliert: Der Cybertruck ist aktuell anscheinend noch nicht fertig.
Für ein Auto, welches laut Hersteller „alle Wege beschreiten“ kann, ist das eine schlechte Nachricht. Denn ein Sperrdifferential gehört zu den elementaren Eigenschaften von Offroad-Fahrzeugen. Im Wesentlichen gewährleistet es, dass die Räder einer Achse oder eines Antriebsstrangs synchron rotieren. Diese Technik unterstützt die Bodenhaftung auf glatten Oberflächen, weshalb viele Geländefahrzeuge sie sowohl an der Vorder- als auch Hinterachse haben. Bei zweimotorigen Cybertrucks ist dies ebenso der Fall, während dreimotorige Varianten, also das „Cyberbeast“, nur an der Vorderachse eines benötigen, da die Hinterreifen eigenständig voneinander angetrieben sind.
Handbuch lückenhaft
Während seiner vielen Versuche, den Cybertruck über den kleinen Hügel zu wuchten, brachen dem Fahrer außerdem ein paar Plastikteile vom Auto ab. Das sei er selbst Schuld, gibt er zu – denn in den Untiefen der Anleitung steht, dass man den nun beschädigten Spritzschutz vor einer Offoad-Fahrt entfernen solle. Aber: Der Link, auf den das Auto im digitalen Handbuch verweist, führt ins Leere. Eine Anleitung, die Kunden laut Tesla dort finden sollen, gibt es derzeit nicht.
Ein zusätzliches Problem für den Fahrer bestand darin, dass der Offroad-Modus jedes Mal beim Verlassen des Fahrzeugs ausgeschaltet wurde – und danach wieder eingeschaltet werden musste. Beim Wegräumen von Hindernissen, was abseits der Straße durchaus oft vorkommen kann, sei das extrem nervig, so das Fazit. Denn mit einer einzigen Taste ist es offenbar nicht getan.
Letztlich kommt der Offroad-Neuling zu dem Schluss, dass sich der Cybertruck gar nicht schlecht geschlagen habe – bis auf die wenigen Ausnahmen, in denen sich die mangelhafte Software rächte. Er sei sich beim Kauf bewusst gewesen, dass das Auto nicht hundertprozentig fertig sei und wartet nun auf Updates.
Doch zwei Sachen haben ihm überaus gut gefallen: Erstens konnte er nach der Reinigung keine Schäden am Edelstahl feststellen und zweitens half ihm die sehr gute vordere Kamera enorm dabei, den Überblick während der Fahrt zu behalten. Weitere Ausflüge seien bereits geplant, betont er. Wieder mit Cybertruck.