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Rohstoffpreise: Warum Orangen so teuer sind wie seit 1966 nicht mehr

Seit einem Jahr steigen die Preise für Orangensaft extrem. Die Fruchtsaftindustrie spricht von der schwierigsten Situation seit Langem. Woran das liegt und wie hoch der Rohstoffpreis noch klettern könnte.

Wer aktuell auf der Suche nach Angeboten durch die Supermärkte streift, muss am Regal mit den Orangensäften vorbeigehen. Um bis zu 89 Prozent stieg der Preis für in die Europäische Union (EU) importierte Orangen im vergangenen Jahr. Das Vorprodukt ist damit so teuer wie seit 1966 nicht mehr. Schon vor dem letzten Preissprung hatte der Verband der deutschen Fruchtsaftindustrie (VdF) gemahnt: „Wir befinden uns in der schwierigsten Situation seit mehr als 50 Jahren.“ Die Lager in Brasilien seien quasi leer, in den USA fielen die Ernten aus. Die Verfügbarkeit von Orangensaftkonzentrat sei „massiv eingeschränkt“.

An der Rohstoffbörse in New York stieg der Preis für O-Saft zuletzt auf rund 3,10 Dollar. In Deutschlands Supermärkten knackte der Literpreis für Orangensaft kürzlich die Zwei-Euro-Marke. Verbraucherinnen und Verbraucher steigen bereits auf andere Säfte um.

Orangensaft wird über Futures an Terminmärkten gehandelt und zählt zu den „Soft Commodities“. Damit gemeint sind Agrarrohstoffe, neben Orangensaft zählen auch Kaffee, Reis, Zucker, Weizen, Baumwolle und Schweinebäuche dazu. Als Standard-Produkt gelten Futures auf gefrorenes Orangensaft-Konzentrat der Kategorie A, das dafür aus dem US-Bundesstaat Florida, Brasilien, Mexiko und Costa Rica kommen muss. Der Orangensaft-Future wird in US-Dollar-Cent pro amerikanisches Pfund (lb) gehandelt. Ein Future umfasst 15.000 lbs. Ein Pfund entspricht dabei etwa 0,45 Kilogramm. Damit kostet ein Kilo Konzentrat 6,32 Euro.

Krankheit, Klima, Extremwetter treiben Kosten

Warum die niedrigen Bestände in Südamerika besonders für den europäischen Markt so problematisch sind: 90 Prozent des in die EU importierten Konzentrats kommen aus Brasilien. Da die Transportkosten in die USA jedoch niedriger seien und man dort mehr zahle, fließe der Orangensaft jetzt dorthin, so VdF-Geschäftsführer Klaus Heitlinger gegenüber der Nachrichtenagentur AFP.

Die Orangensaftkrise hat drei Gründe: ­Den US-Bundesstaat Florida sucht seit 18 Jahren eine Krankheit heim, für die es bis heute kein bekanntes Heilmittel gibt. Die „Gelbe Drachenkrankheit“ befällt zwar keine Menschen, hat die Zitrusfruchtproduktion in Florida aber – seitman sie 2005 entdeckte –, um mehr als 75 Prozent reduziert. Der bakterielle Erreger macht Orangen so bitter, dass kein Saft aus ihnen gewonnen werden kann. Zuletzt wurde sie auch in Kalifornien gemeldet, woher 80 Prozent der in den USA konsumierten Zitrusfrüchte kommen. Das amerikanische Landwirtschaftsministerium hat vergangenes Jahr 11 Mio. Dollar freigegeben, um ein Gegenmittel für die „citrus greening disease“ zu finden. In Europa, wo besonders das Produktionsland Spanien betroffen ist, finanziert die EU ähnliche Projekte.

Orange, die mit der Gelben Drachenkrankheit infiziert und deshalb für die Orangensaft-Produktion ungeeignet ist
© agefotostock

Auch der Klimawandel wirkt sich negativ auf die Orangenindustrie aus. Laut einer amerikanischen Studie aus dem Jahr 2022 führt die globale Erderwärmung dazu, dass Orangen weniger haltbar und anfälliger für Krankheiten sind und an Qualität verlieren. Das erschwert und verteuert den Transport von Plantage zu Saftproduzent, wo die höheren Kosten dann die Gewinne mindern, wenn das Endprodukt nicht teurer verkauft wird. Mehr Pestizide einzusetzen, um Orangen vor Bakterien, Viren und Pilzen zu schützen, die bei höheren Temperaturen wahrscheinlicher überleben, steigert die Produktionskosten zusätzlich.

Zur Erderwärmung kommen Extremwetterereignisse wie Wirbelstürme oder Überschwemmungen, die ganze Plantagen zerstören können. Im August 2023 verursachte allein Hurrikan Idalia in drei US-Bundesstaaten Schäden in Milliardenhöhe. In Spanien, wo ein Großteil der europäischen Zitrusfrüchte wachsen, reduzierten Dürren die Ernte um knapp 23 Prozent im Vergleich zu 2022.

Rohstoff-Experte: „Kurs hat Hoch erreicht“

„Der Preis für Orangen war letztes Jahr historisch hoch“, bestätigt Rohstoff-Experte Robert Rethfeld von Wellenreiter-Invest gegenüber Capital. „Ich gehe davon aus, dass der Kurs sein Hoch erreicht hat und mittelfristig eher wieder fallen wird, was man aktuell auch schon sieht.“ In den nächsten zwei Jahren werde das Niveau des letztens Winter wahrscheinlich nicht mehr erreicht.

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Ein Grund dafür sei auch, dass sich das Extremwetterereignis El Niño in den nächsten Monaten abschwächen wird. El Niño ist eine ungewöhnlich warme Meeresströmung im Pazifik, die ungefähr alle vier Jahre auftritt und zuletzt im Juni 2023 begann. Das Phänomen begünstigte eine stärkere Hurrikan-Aktivität vor der Küste von Florida, die dortige Ernten zerstörte. „Diese Phase ist zunächst einmal vorbei“, so Rethfeld.

Auch für die Gelbe Drachenkrankheit werde man ein Gegenmittel finden. „Natürlich wollen die Unternehmen ihre Plantagen schützen und investieren in die Entwicklung von entsprechenden Pflanzenschutzmitteln. Ich bin davon überzeugt, dass mittelfristig eine Lösung gefunden wird.“ Wenn das gelingt, dürften auch die Preise am Supermarktregal für O-Saft wieder deutlich sinken.

Dieser Artikel erschien zuerst im Wirtschaftsmagazin „Capital“, das wie der stern Teil von RTL Deutschland ist.