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Flut: Mobile Deiche – so sorgen die künstlichen Wälle für Schutz im Hochwassergebiet

In den überschwemmten Gebieten werden jetzt an vielen Orten mobile Deiche errichtet. Ein großer Vorteil: Sie können nicht aufweichen. Wie werden diese Wälle beim Hochwasserschutz eingesetzt?

Die Lage bleibt angespannt: Straßen und Felder stehen unter Wasser, Deiche weichen auf. Besonders betroffen sind weiterhin Niedersachsen, Teile Nordrhein-Westfalens, der Süden Sachsen-Anhalts und der Norden Thüringens. Um das Wasser einzudämmen, werden in allererster Linie massenhaft Sandsäcke eingesetzt: In Niedersachsen bislang rund 3,5 Millionen. Auch kilometerlange mobile Deichsysteme sind in den betroffenen Gebieten im Einsatz – unter anderem in Oldenburg, Hildesheim und Braunschweig. Weil sie leichter als Sandsäcke sind, können sie eine entscheidende Hilfe im Kampf gegen das Hochwasser sein.

Einer der Hersteller solcher mobilen Deiche ist Walter Wagenhuber aus Hamburg. Als der Ingenieur 2002 bei der Elbeflut die Bilder sah, wie Helfer mühsam Sandsäcke auftürmten, kam ihm die Idee seines mobilen Schutzsystems. Er gründete die Firma Mobildeich, zu seinen Kunden gehören private Unternehmen, aber auch Kommunen.

Sieht aus wie eine orange Wurst

Einige betroffene Gemeinden in Niedersachsen verfügen über Wagenhubers mobile Deiche aus Hamburg. Die Stadt Braunschweig etwa hatte bereits vor Jahren zwei Container gekauft und sich damit 600 Meter Mobildeich gesichert, die jetzt im Einsatz sind. Derzeit liefert der Unternehmer in Gebiete, die nicht direkt vom Hochwasser bedroht sind – zum Beispiel einen kilometerlangen Deich nach Düsseldorf.

Das Ganze sieht aus wie eine riesige orange Wurst. Das mobile System des Hamburger Unternehmens besteht aus drei Teilen. Den Kern bilden zwei nebeneinander liegende Kunststoffschläuche. Darauf kommt ein Netz, das sie miteinander verbindet. Und als letzte Schicht außen eine orangefarbene Plane, die alles zusammenhält.

Ein Mobildeich beim Aufbau
© Mobildeich

Geliefert werden die mobilen Deiche in 30 Meter langen Einzelteilen, die vor Ort zusammengesetzt werden. Nach dem Ausrollen der Schläuche, in der Regel zwei nebeneinander, werden sie direkt mit dem vorhandenen Wasser gefüllt. Andere mobile Deichtypen werden in der Regel erst mit Luft und dann mit Wasser gefüllt. Seine mobilen Deiche können nach dem Befüllen bis zu 3,50 Meter hoch und sieben Meter breit sein, erklärt Wagenhuber.

Mobile Deiche: Auch stabil bei Überflutung

Wagenhubers Firma verkauft das System in Containern, in denen bis zu zwölf mobile Deichelemente aufgerollt sind und die Aufbautechnik untergebracht ist. In Schnitt 300.000 Euro kostet ein solcher Container.

Besonders stolz ist Wagenhuber auf die orangefarbene Plane. Sie verhindert, dass Wasser unter die Schläuche gelangt und diese aufschwimmen. So bleibt das System auch dann stabil, wenn der Wasserstand die Höhe des mobilen Deiches übersteigt. „Das heißt: Auch wenn das Wasser über den Deich läuft, kommt es nur langsam auf der anderen Seite an“, sagt Wagenhuber. „Und nicht wie bei einem Tsunami eine Welle auf einmal.“

Im Vergleich zum Schutz mit Sandsäcken sieht Wagenhuber zahlreiche Vorteile: „Für einen 100 Meter langen und einen Meter hohen Deich braucht man 30.000 Sandsäcke. Das sind 50 Lkw-Ladungen Sand.“ Bei ihm sind es lediglich drei mobile Deichteile, jedes 30 Meter lang und rund 400 Kilogramm schwer, die nicht getragen, sondern ausgerollt werden.Lilienthal Hochwasser Anwohnerin Bürgermeister15.08

Die Deichteile werden mit einem Kettensystem aus den Containern auf zwei Meter hohe Räder gesetzt. Die Räder helfen, sie im Schritttempo auch über unebenes Gelände oder direkt in das steigende Hochwasser zu legen. Wagenhuber rechnet vor, dass sechs Personen auf diese Weise 200 Meter Deich pro Stunde bauen können. Ein klares Plus gegenüber herkömmlichen Sandsäcken.

Das ganze System ist mechanisch, nur die Pumpe braucht Strom. Das bedeutet, dass der gesamte Container mit den mobilen Elementen über Jahre gelagert werden kann, um bei Bedarf schnell zum Einsatz zu kommen. Außerdem können die Deichelemente wieder zusammengerollt und verpackt werden, wenn sie nicht mehr benötigt werden.

Dennoch: Komplett ersetzen können solche mobilen Wälle Sandsäcke nicht. Wenn es darum gehe, bestehende Deiche zu ersetzen, komme man an Schaufel, Sand und Sack nach wie vor nicht vorbei, so Wagenhuber.